Warum eine Ausbildung zum Kursleiter für Frauen-selbst-Sicherheit?

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Spirklhof. Im Oktober fand wieder eine Kursleiterausbildung zur Frauen-SV statt. Warum diese Ausbildung? Hilft sie überhaupt? Wie ist sie? Teilnehmer Jonas Butz gibt die Antworten.

Warum eine Ausbildung zum Kursleiter für Frauen-selbst-Sicherheit?
Diese Frage habe ich mir gestellt, bevor ich mich für die Kursleiterausbildung entschieden habe. Die Antwort war mir schnell klar. Ich wollte ausführliche Informationen über die Rahmenbedingungen einer Selbstverteidigungssituation.

Doch wofür diese Informationen?
Wenn ich Artikel lese mit dem Titel »Zehnmal durch die Hölle und zurück: Ein Vergewaltigungsopfer erzählt« (inFranken.de) denke ich mir, dass man gegen solche Verbrechen vorgehen muss. Die heute 39-jährige Yvonne S. ging vor zwölf Jahren mit einigen Freunden auf eine Feier. Ein Sandkastenfreund ihres Freundes lockte sie ins Badezimmer. »Er hat mich auf den Boden geworfen, meine Nase und meinen Mund zugehalten und meinen Kopf gegen die Tür gedrückt«, erzählte Yvonne Schneider in ihrem Interview. Die Autorin des Textes berichtet: »Noch heute wirkt die sonst so selbstbewusst und fröhlich wirkende Frau, wenn sie von dem Vorfall erzählt, unsicher und zweifelt an sich.«

Ein kurzer Überblick über die Eckdaten des Kurses
In der Kursleiterausbildung unter der Leitung von Matthias  Kirchberger und Margot Partsch-Martin haben 17 Teilnehmer Wissen und Techniken an die Hand bekommen, um Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre Chancen erheblich zu steigern.

Hilft dieser Kurs tatsächlich?
Dass »richtiges« Handeln in einer Gefahrensituation den entscheidenden Unterschied machen kann, zeigt eine Polizeistatistik: Im Zeitraum von 1991 bis 1994 wurden von der Polizei Hannover 522 Fälle von Sexualstraftaten gesammelt und ausgewertet und der Zusammenhang von Gegenwehrverhalten in den Stufen »keine Gegenwehr», »leichte Gegenwehr» und »massive Gegenwehr» mit dem Abbruch der Tat verglichen. Abbruch der Tat bedeutet hier bei Vergewaltigung »Abbruch vor Penetration»; bei sexueller Nötigung »Abbruch vor oder während sexueller Handlungen«.

Das Ergebnis dieser Langzeitstudie belegt ohne jeden Zweifel, dass bei massiver Gegenwehr durch die Frau oder das Mädchen gute Chancen bestehen, dass der Täter die beabsichtigte Tat nicht zu Ende führt: In rund 85 Prozent der Fälle führten massive Gegenwehr der Frauen/Mädchen zum Abbruch der Tat. (Höller, Maluschka, Peinisch; 2016).

Mit Hintergrundinformationen wie diesen, haben wir gelernt, Frauen zu helfen, ihre Chancen zu verbessern.

Der Ablauf der Ausbildung
In den vier Tagen der Ausbildung haben wir einiges an Input mitgenommen. Dabei wurden immer wieder theoretische und praktische Inhalte abgewechselt, um den bestmöglichen Lerneffekt zu erzielen.

Themen waren unter anderem Formen von Gewalt, Prävention, Opfer- und Täterprofile, Rechtliches, Körpersprache, Willensschulung, SV-Techniken und natürlich organisatorische Anforderungen an einen Kursleiter wie zum Beispiel die Kursplanung.

Besonders spannend war die themenübergreifende Anwendung in Form von Szenarientrainings. In dieser Form zu lernen hat Spaß gemacht, aber auch aufgezeigt, wie schwierig es ist, im Ernstfall das Gelernte zu nutzen.

Das heißt nicht nur für die zukünftigen Teilnehmer unserer Kurse, dass ein ständiges Wiederholen Pflicht ist. Auch für uns Kursleiter, ist das Prinzip Wiederholung und Weiterbildung von zentraler Bedeutung.

Den Abschluss krönte eine Prüfung, die sowohl theoretisches Wissen abverlangte wie auch die Kompetenz zur praktischen Umsetzung.

Wie waren unsere Referenten?
Die Fähigkeit zur optimalen Selbstverteidigung geht weit über Kampftechniken hinaus. Das haben uns die Referenten mit einem abwechslungsreichen Programm gezeigt. Ich denke ich spreche für den gesamten Kurs, wenn ich sage, dass wir klasse Referenten hatten, die es verstanden, uns dieses Wissen professionell zu vermitteln.

Fazit
Geniale Inhalte vermittelt von genialen Referenten an natürlich geniale Teilnehmer – einfach ein genialer Kurs.

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Bericht: Jonas Butz / Fotos: Eva Huber und Margie Partsch-Martin