"Nicht mit mir!": Gewaltprävention - Selbstbehauptung - Selbstverteidigung

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Prien. Anfang Mai fand in Prien am Chiemsee der erste Teil des Lizenlehrganges „Nicht mit mir!“ statt. Bei schlechtem Wetter waren die Motivation und das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Halle hervorragend. Der Lehrgangsplan war sehr straff und minutiös gehalten, um die umfangreiche Thematik „Gewaltprävention Selbstbehauptung Selbstverteidigung“ mit Kindern und Jugendlichen überhaupt bewältigen zu können.

Die beiden Referenten, Annemarie Besold (4. Dan, Lehrteam Ju-Jutsu Jugend Bayern) und Fritz Schweibold (3. Dan, Multiplikator „Nicht mit mir!“, Demokratietrainer), stimmten mit ihrem ruhigen, souverän und spannend gehaltenen Vortrag die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das Thema „Gewalt und Gewaltprävention“ ein. Mit der Erläuterung des Ampelprinzips wurde das Kurssystem „Nicht mit mir!“ erklärt. Mit Grün wird die Prävention dargestellt, Gelb symbolisiert die Selbstbehauptung und Rot ist als letzte Möglichkeit die Selbstverteidigung. Annemarie Besold wies immer wieder daraufhin, dass diese komplexe Einteilung mit kindgerechter, leicht verständlicher Sprache vorgebracht von den Kindern/Jugendlichen schnell verstanden und umgesetzt wird.

Die Theorie wurde am Nachmittag in der Halle praktisch nachbearbeitet und vertieft. In kleinen Rollenspielen wurden die Ampelbereiche noch einmal aufgearbeitet, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in den verschiedensten Situationen nachgestellt und alle Teilnehmer durften selbst erleben, welche Gefühle diese auslösen können. Mit einem Schrei „Lass mich oder Hau ab“ wurde ebenso trainiert, einer gefährlichen Situation zu entkommen, wie das letzte Mittel eines bedrängten Kindes/Jugendlichen mit der „Tigerkralle“ (Handballenstoß), um sich gegen einen Erwachsenen zur Wehr zu setzen. Wobei wichtig ist, dem Kind/Jugendlichen stets klar vor Augen zu halten, dass diese Technik sehr gefährlich ist und nicht gegen andere Kinder angewandt werden soll.

Annemarie Besold wies immer wieder daraufhin, „dass Prävention und Selbstbehauptung vielleicht ausreichen. Aber was ist, wenn nicht?“ Dann braucht das Kind zumindest eine Möglichkeit, um auch mit einer aktiven Abwehrtechnik entkommen zu können. Vielleicht reicht die „Tigerkralle“, um in einen sicheren Bereich flüchten zu können.

Bereichernd: Ju-Jutsu für Behinderte
Als weiterer Punkt kam am Samstagnachmittag der Behindertenbeauftragte für den Behindertensport in Bayern, Stefan Bender, in die Halle. Er zeigte, was die Begriffe Integration und Inklusion von Behinderten im Ju-Jutsu bedeuten. Mit kleinen Übungen, bei denen Brillen eine Sehbehinderungen simulierten oder Gummibändern die Armfreiheit einschränkten, wurde den Kursteilnehmern schnell und drastisch dargestellt, welche Schwierigkeiten hier auftreten können. Stefan Bender gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch hervorragende Tipps und Mittel an die Hand, wie auch diese schwierigen Situationen jederzeit gut zu bewältigen sind.

Dass dieser Unterricht etwas ganz Besonderes war, zeigte das große Interesse der Teilnehmer. Es wurden viele Fragen gestellt und auch einstimmig gesagt, dass man in Zukunft auf Anfragen von Behinderten wesentlich offener reagieren kann und wird, um auch behinderten Menschen den Zugang zum Ju-Jutsu zu ermöglichen. Bereits dieser kurze Vortrag mit Beispielen aus der Praxis hat uns viele Möglichkeiten gezeigt. Er sollte unbedingt einem größeren Publikum vorgetragen werden. Bei der Nachbesprechung wurde festgestellt, dass viele Trainingsleiterinnen und –leiter das Thema Behindertensport gerne besser kennen lernen würden. Mehr Informationen darüber wären im Training sehr hilfreich und könnten viele Berührungsängste verringern.

Sonntag: Alles zum Organisieren eines Kurses
Am Sonntag wurden dann die Themen des Vortages wieder aufgegriffen und mit neuen Beispielen und Anregungen vertieft. Es wurde aber auch angesprochen, wie so ein umfangreicher Lehrgang organisiert werden muss, um erfolgreich abgehalten werden zu können. Hier waren die Kursorganisation sowie die rechtlichen Aspekte Thema. Wie gestalte ich einen Kurs hinsichtlich der Zeiteinteilung? Wann nehme ich welches Thema dran? Welche Hilfsmittel kann und will ich einsetzen? Ebenso wurde die rechtliche Situation wie Versicherungsschutz der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen angesprochen. Wer ist der Veranstalter? Wer stellt die Räumlichkeiten? Und viele Punkte mehr.

In einem abschließenden Gespräch war es einhellige Meinung aller, dass die beiden Referenten mit ihrer jahrelangen Erfahrung einen hervorragenden Kurs präsentierten und mit dem Vortrag „Behinderte im Ju-Jutsu“ von Stefan Bender ein wichtiger Punkt angesprochen worden ist. Das Lob der Referenten für die engagierten Kursteilnehmer war nicht zuletzt auf die tolle Kursgestaltung zurückzuführen.

Alle Teilnehmer freuen sich bereits auf den zweiten Teil, der mit Sicherheit genauso kurzweilig wie interessant die Thematik abrundet und alle Teilnehmer auf die abschließende Prüfung vorbereitet.

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Franz Rieder